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Die letzte wirklich freie Wahl

Die Reichstagswahl vom 6. November 1932 war die letzte wirklich freie Wahl, aber sie brachte auch wieder keine brauchbaren Mehrheitsverhältnisse. Ein neues Präsidialkabinett, das erneut mit Notverordnungen regieren würde, war ein Ausweg. Dafür war aber die Zustimmung des Reichspräsidenten Hindenburg nötig. Emil Kneiß zeichnet im Januar 1933 Hindenburg als Zigarrenraucher, der die Sorten ‘Brüning’ und ‘Papen’ gerade durch die Sorte ‘Schleicher’ ersetzt. Und der Diener bringt bereits die nächsten Marken: ‘Hugenberg’, ‘Kaas’ und ‘Hitler’.

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Es ist das erste und das letzte(?) Mal, dass in den Karikaturen der Name “Hitler” genannt wird. Gezeichnet wird Hitler von E. Kneiß nie.

Kneiß und die extremen Parteien

Emil Kneiß zeichnet erst ab 1928 für den “Weißblauen Galgenhumor”. Neben Themen aus der Gesellschaft, bayerisch oder neumodisch, karikiert er die hohe Politik. Ein immer wiederkehrendes Thema ist der Kampf um die bedrohte bayerische Selbstständigkeit. (Siehe die Karikatur: “Die föderalistische Wurst”) Dabei werden die betreffenden Politiker wie etwa Dr. Stresemann, Brüning, von Papen, Schleicher, Dr. Held, Dr. Schäffer usw. erkennbar karikiert. Die extremen Parteien, aber auch die Sozialdemokraten werden stets durch typisierte Personen dargestellt. Vor der Reichstagswahl am 6. November 1932 zeichnete Kneiß am 29. Oktober 1932 je einen typisierten Nationalsozialisten, Kommunisten und Sozialisten.

Nazi, Sozi, Kommunist

Daneben aber wurden Alfred Hugenberg (Deutschnationale Volkspartei) und Ludwig Kaas (Zentrum) eindeutig erkennbar dargestellt.
Hugenberg und KaasSo genau Emil Kneiß sonst beobachtete: zumindest 1928 hatte er beim Hakenkreuz der Nazis noch nicht ganz den richtigen Dreh heraus!

Wahlvogel

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Wer ist bedrohlicher?

Dr. Conrad Adlmaier, Hauptschriftleiter im “Münchner Zeitungsblock”, ließ im Dezember 1932 eine Werbeanzeige in eigener Sache einschalten. Sie gibt genau wieder, mit welchem Ziel die Autoren ihre Artikel schrieben: Christliche Weltanschauung und vaterländische Gesinnung gegen den Bolschewismus energisch verteidigen. Der Nationalsozialismus wurde nicht als bedrohlich eingestuft, vielleicht deswegen, weil im Buchgewerbehaus auch Publikationen der Nazis (“Mein Kampf”, “Völkischer Beobachter”) gedruckt wurden?

Vorteile der Heimatzeitung

Diese Einstellung lässt sich auch aus den Karikaturen unseres Emil Kneiß erkennen.

15. Januar 2016

Wer bislang den ‘Grafenauer Anzeiger’ für das Jahr 1933 vermisst hat (es sind nur 19 Ausgaben vorhanden), dem kann nun geholfen werden. Der ‘Tittlinger Waldbote’ ist seit 1929 im überregionalen Teil völlig und im regionalen Teil weitgehend identisch mit dem ‘Grafenauer Anzeiger’. Er wurde ja auch in Grafenau bei Otto Morsak gedruckt. Wir haben nun die Möglichkeit, die in Tittling noch vorhandenen Ausgaben des ‘Waldboten’ zu fotografieren und ins Netz zu stellen. Wir beginnen mit dem Jahrgang 1933; Januar bis April sind schon verfügbar!

Und noch eine Neuigkeit: die Suche nach dem Wirken von Emil Kneiß, dem Karikaturisten des “Weißblauen Galgenhumors”, war so spannend, dass daraus ein Blog (=Weblog) entsteht. Man kann fast an beliebiger Stelle einsteigen und vorwärts und rückwärts navigieren. Also, bitte mal hier probieren!

Hunger wie im Russland Stalins?

Obwohl die Kommunisten 1932 weit weniger Stimmenanteil als die Nationalsozialisten hatten, fürchtete man eher, es könnte zu einer “Diktatur des Proletariats” kommen. Die Folgen der kommunistischen Herrschaft für die russische Bevölkerung waren allseits bekannt. Ob Emil Kneiß im Juli 1932 auch daran gedacht hat?

Die Kürzung der Renten

 

Menschenauflauf durch Kneiß-Karikatur

Die Karikatur “Die föderalistische Wurst” wurde auch im Grafenauer Anzeiger am 13. November abgedruckt. In München sorgten Reichskanzler von Papen und der bayerische Löwe für einen Menschenauflauf!

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Krise, “miese Zeit”: es war die Zeit der Weltwirtschaftskrise.

Münchner Zeitungsblock 1931 vaterländisch?

Dr. Conrad Adlmaier ist ab Mitte 1929 der Nachfolger von Klaus Eck als Hauptschriftleiter. Er kennzeichnet seine Kommentare zur Tagespolitik stets mit “Dr. A.”. Auch die Karikaturen des Emil Kneiß scheinen ihm sehr wichtig zu sein, denn mit gewissem Stolz wird am 10. November 1932 nach dieser Karikatur (vom 5. November) von einem Menschenauflauf berichtet, den sie verursacht hat.

v. Papen und der bayr. LöweEine “vaterländische Gesinnung”, Herr von Papen? Was ist des Bayern Vaterland?

 

Ein Nachwort

Kommentare von Redakteuren wurden im “Zeitungsblock” 1928 an keiner Stelle mit Namen oder einem Kürzel gekennzeichnet. Wenn die Seite “Dr. Stresemann in München” noch “Ein Nachwort” enthält, so dürfte letzteres doch von dem für Politik verantwortlichen Schriftleiter Klaus Eck stammen. Und ein Zitat hieraus zeigt, dass er ahnte, was fünf Jahre später Tatsache wurde.
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Münchner Zeitungsblock christlich-konservativ?

Die NSDAP schieStresemannn in dem Münchner Zeitungsblock keinen besonderen Befürworter zu haben. Aber wo konnte man genau erkennen, wie Eck und sein Zeitungsblock zu den Nazis standen?
Der Wahlkampfauftritt Stresemanns im Münchener Bürgerbräu am 25./26. April 1928 war für den “Progoderer Stresemann” nicht so harmlos, wie ihn Emil Kneiß darstellte. Vor allem die anwesenden Nationalsozialisten störten die Versammlung. “Um mich war ein Pfeifen, ein hundertstimmiges Gejohle und Geplärre, daß ich momentan glaubte, beim Georgibier im Mathäser zu sein.” Das schrieb “Spirifankerl” am nächsten Tag im Münchner Zeitungsblock. Und dort wurde fast eine ganze Seite diesem Auftritt eingeräumt; aus Stresemanns Rede wurde ausführlich zitiert. Aber auch die Reaktion des Publikums wurde geschildert:Stresemann2

War Klaus Eck zuletzt “geläutert”?

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Die Teilnehmer an der Beerdigung von Klaus Eck waren durchwegs dem bayerisch-bäuerlichen Milieu zuzuordnen. Dr. Conrad Adlmaier, der Nachfolger Ecks als Hauptschriftleiter, war in der Organisation der Trachtenvereine des Oberlands engagiert; er leitete auch weiterhin das Verbandsorgan “Oberländer Heimat-Bote” bis 1966(!). Ab Juli 1929 werden viele Kneiß-Karikaturen von Gedichten begleitet, deren Autor “Dr. A.” oder “D. A.” zeichnet.

Aber hat die “Bayerische Landebibliothek online” wirklich recht, wenn sie bei der “Fürstenfeldbrucker Zeitung” schreibt:

Auch wenn der “Zeitungsblock” dem Buchgewerbehaus Müller & Sohn in München gehörte, das auch den “Völkischen Beobachter” verlegte, waren die Presseerzeugnisse des “Zeitungsblocks” vor 1933 nicht explizit nationalsozialistisch. Die Ausrichtung wird in den zeitgenössischen Pressehandbüchern entsprechend auch mit christlich-konservativ (1928), später mit vaterländisch (1931) angegeben.