Archiv für den Autor: frgadmin

Februar 2015

In einer Arbeit von Paul Praxl wird darauf hingewiesen, dass sich im Stadtarchiv Grafenau ein Kodex befindet, der die Abschrift des Testaments der Amalie Mospurger enthält. Amalie Mospurger war die erste Frau ihres Mannes Erasmus Mospurger, dem die Stadt Grafenau und deren Kirche “Zu unserer lieben Frau” viel zu verdanken haben.
Wer dieses Testament sehen will, klicke hier auf: Stadtbuch 2. Auf das Testament ist ein Lesezeichen gesetzt; wenn der Browser bei der PDF-Darstellung Lesezeichen nicht erkennt, gehe man zu Seite 64.

20. Januar 1915

Im Grafenauer Anzeiger vom 20. Januar steht auf Seite 3 unter der Rubrik “Aus der engeren Heimat” ein ausführlicher Bericht über eine Veranstaltung, die zunächst als Bescherung der armen Schulkinder Grafenaus geplant war. Die anschließende Aufführung eines Theaterstücks, bei dem sowohl Kinder wie Erwachsene mitwirkten, geriet zu einer “patriotische Vorstellung”.
Dieses Theaterstück wurde um 16.00 Uhr vor geladenen Gästen und den “Kriegern des Lazaretts” wiederholt. “Zum Schlusse wurde von sämtlichen Anwesenden stehend: “Deutschland, Deutschland über alles” gesungen, womit die patriotische Feier einen erhebenden Abschluß fand.”

Bereits am 13. September 1914 wurde im Saal des Gasthofes Setzer am Kirchenplatz vom Roten Kreuz ein Lazarett eingerichtet. Im Stadtmuseum hat sich eine Aufnahme der Patienten und Betreuer dieses Lazaretts aus dem Jahre 1916 gefunden.

Januar 2015

Der Grafenauer Anzeiger vom 27. Januar 1915 enthält mehrere Meldungen, die für die damaligen Zeitumstände bezeichnend sind:
“Dem Kaiser Hurra”: Zum Geburtstag Kaiser Wilhelms II. gabe es ein Bild in Uniform und zwei Gedichte. Auf Seite 4 folgt noch das Ersuchen, die Häuser aus diesem Anlass beflaggen zu wollen.
Der Bevölkerung dürfte aber weitaus mehr die “Beschlagnahme der Vorräte an Weizen und Roggen und Mehl” ( S.2.) die Augen geöffnet haben, wie es mit der Ernährung nun weitergehen würde. An Schulen und in Gaststätten durften keine Weißbroterzeugnisse mehr verkauft werden (S.3)
Eher klein gedruckt (S.2) findet man den Hinweis auf das Seegefecht bei der Doggerbank (Nahe Helgoland), bei dem die angreifenden deutschen Schiffe sich schleunigst zurückziehen mussten, da sie einer englischen Übermacht gegenüberstanden. (Der Befehl zum Auslaufen war von den Engländern abgehört und dechriffiert worden) Das langsamste der deutschen Schiffe, der Panzerkreuzer Blücher, erhielt mehr als 70 Treffer und sank. Er nahm 762 Mann der Besatzung mit in den Tod.
Die “Reichswollwoche” (S.2) sollte dazu dienen, aus getragener Wollkleidung Decken für die in den Schützengräben frierenden Soldaten herzustellen.

 

04. Januar 1915

Im Grafenauer Anzeiger vom 4. Januar 1915 findet sich auf Seite 4 die “Bekanntmachung über das Militärersatzgeschäft”. Im amtlichen Sprachgebrauch hieß das auch “Kriegsersatzgeschäft” und bedeutete die Musterung des nächsten Jahrgangs. In Friedenszeiten ging es danach meist etwas lustig her; ab dem Jahr 1915 wohl nicht mehr so. Trotzdem finden wir im Archiv eine ermahnende Anordnung für die Gaststätten beim Kriegsersatzgeschäft. Es finden sich die Namen von nicht weniger als 13 Wirtschaften; bei damals etwa 1400 Einwohnern.

27. Dezember 1914

Am ersten Weihnachtsfest während des 1. Weltkriegs kam es an mehreren Abschnitten der Westfront zu spontanen Verbrüderungen zwischen den Soldaten, die in den Schützengräben einander gegenüber lagen. Eine Feldpostkarte vom 27.12.1914 zeigt freilich, dass das nicht überall der Fall war. Siehe dazu die Seite 4 der Datei Feldpostkarten 1914!

1. Dezember 1914

Etwa zu Beginn des Monats Dezember 1914 dürfte eine Broschüre gekauft worden sein, die ein Grafenauer Bürger in seinem Besitz hat: Mit einer großen Anzahl von Zeitungs- und Augenzeugenberichten wird die Eroberung Antwerpens triumphierend wiedergegeben. Diese Broschüre gehörte zu einer Reihe, die sich “Krieg und Sieg 1914″ nannte.
Ab Seite 16 der Broschüre wird mit nicht geringem Stolz die Wirkung der 42cm-Mörser beschrieben. Von den vielen Namen, die diese Kanone erhielt, ist “Dicke Berta” manchem heute noch geläufig.
Es gibt aber auch einen Bericht über “Tauben” auf Seite 4. Diese “Taube” war ein Flugzeug, das nach seinem Hersteller “Rumpler-Taube” genannt wurde. Der oben genannte Bericht über den Zweikampf einer Rumpler-Taube mit einem belgischen Doppeldecker könnte zu einer Zeichnung geführt haben, die wir in der “Illustrierten Geschichte des Weltkriegs Heft 6″ finden.
Ein Exemplar der “Rumpler-Taube” wird im Deutschen Museum in München gezeigt; ein anderes im Technischen Museum Wien (gegenüber Schloss Schönbrunn). Dort wird dieses Flugzeug aber richtiger “Etrich II -Taube” nach seinem Konstrukteur, dem Österreicher Igo Etrich, genannt. Näheres und Interessantes über die Entstehung des Flugkörpers aus dem Samen einer Kletterpflanze unter Wikipedia

14. November 1914

“Gold gab ich für Eisen”: Dieser Spruch ist heute noch vielen geläufig. Am 13. November 1914 forderte die Reichsregierung die Bevölkerung erstmals auf, Goldmünzen gegen Papiergeld zu tauschen. Im Waldkirchener Anzeiger vom 14. November 1914 finden wir diese Aufforderung auf Seite 4. Zwei Vertrauenspersonen gingen zwei Tage lang von Haus zu Haus und ersuchten um die Herausgabe des vorhandenen Goldes.
Diese Aufforderungen, alles Gold abzuliefern, ziehen sich durch alle Kriegsjahre hin; noch im Grafenauer Anzeiger vom 6. März 1918 findet sich auf Seite 4 eine diesbezügliche Anzeige, die aber auch erklärt, wofür man dieses Gold brauchte: Bei neutralen, aber auch verbündeten Staaten erhielt man Rohstoffe oder Lebensmittel nur gegen Gold!

10. November 1914

An diesem Tag fand in der Nähe von Ypern, genauer bei Bixschote, ein Durchbruchsversuch statt, der für 2000 deutsche Soldaten, die nur mangelhaft ausgebildet waren, mit dem Tod endete, da ihnen eine britischen Einheit erfahrener Soldaten gegenüberstand. Die Oberste Heeresleitung gab aber als Meldung aus: “Westlich Langemarck brachen junge Regimenter unter dem Gesange ‚Deutschland, Deutschland über alles‘ gegen die erste Linie der feindlichen Stellungen vor und nahmen sie. Etwa 2.000 Mann französischer Linieninfanterie wurden gefangengenommen und sechs Maschinengewehre erbeutet.”
Diese Meldung wurde in den meisten deutschen Zeitungen abgedruckt;
im Waldkirchener Anzeiger vom 14. November 1914 wurde Langemarck noch “Langemarque” geschrieben, vielleicht, weil der Setzer diesem deutsch klingenden Namen misstraute.
Aus dieser die Tatsachen verdrehenden Meldung enstand der “Langemarck-Mythos”, dass hier junge Soldaten, vor allem “Einjährig-Freiwillige”, mit dem Deutschlandlied auf den Lippen begeistert ihr Leben für Volk und Vaterland geopfert hätten. In dem Ende 1914 gedruckten Unser Liederbuch enthält die Einführung schon den Satz: Die Fäuste an Schaft und Kolben stürmten sie vorwärts zum Siege, und Herzen und Lippen entströmte rauschend ihr “Deutschland, Deutschland über alles!”
Dieser Mythos wurde ab 1919 zu einer Art Verklärung des 1. Weltkriegs missbraucht; auch nach 1933 führte er etwa dazu, dass in den Glockentrum des Berliner Olympiastadions eine Langemarckhalle eingefügt wurde. Und das bekannte Gemälde von Fritz Grotemeyer wurde noch im 2. Weltkrieg als Feldpostkarte verschickt.

 

9. November 1914

An diesem Tag wurde im Indischen Ozean der kleine Kreuzer “Emden” versenkt, nachdem dieser seit Kriegsbeginn 23 Handelsschiffe und 2 Kriegschiffe der Feinde versenkt oder aufgebracht hatte. Ein Teil der Mannschaft, die gerade ein Landeunternehmen durchführte, konnte mit dem requirierten Schoner “Ayesha” entkommen und sich bis nach Deutschland durchschlagen. Auf Seite 1 des
Waldkirchener Anzeiger vom 14. November 1914 findet sich die Meldung der Versenkung.

Der letzte Kommandant der “Emden” war Karl von Müller; er wurde in der Folgezeit wie auch Graf v. Spee zu einem “Helden” stilisiert. Darum findet auch er sich in dem Ende 1914 gedruckten Unser Liederbuch (PdF-Seite 33).